Atemschutz

Ein großer Schritt für die Feuerwehr Kirchdorf in Richtung Innovation!

Die aktive Mannschaft votierte im Herbst 2013 bei einer schriftlichen Befragung ganz eindeutig zum Entschluss, für die FF Kirchdorf mit dem neuen Einsatzfahrzeug, Atemschutz einzuführen.

Beschafft werden vier Atemschutzgeräte!
Damit lässt sich ein Einsatz realisieren. Ein Angriffstrupp mit zwei Atemschutz-Geräteträgern darf in das verrauchte Gebäude oder in den Gefährdungsbereich nur mit Wasser am Strahlrohr. Zwei andere PA-Träger stehen stets als Sicherungstrupp bereit und kommen dem Angriffstrupp im Notfall zu Hilfe. 

Die Ausbildung beginnt am 16.03.2015. Pünktlich zur Fahrzeugauslieferung des MLF im Herbst 2015, soll die komplette Atemschutztruppe stehen.
Befragt wurden 55 aktive Feuerwehrler aus Kirchdorf.


Bild: Ergebnis der Befragung der Aktiven Mannschaft der FF Kirchdorf, ob mit dem neuen
Einsatzfahrzeug ab Herbst 2015 Atemschutz eingeführt werden soll.

Zusätzlich zu unserem neuen Einsatzfahrzeug im Herbst 2015, wird die FF Kirchdorf mit Atemschutzgeräten ausgestattet.
Der Feuerwehr werden insgesamt 4 Atemschutzgeräte zur Verfügung gestellt. 16 Atemschutzanwärter freuen sich schon auf den Beginn ihrer Ausbildung im Frühjahr 2015.

Die Bedeutung von Atemschutz bei Einsätzen, hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich zugenommen.
Viele Brände, die vor 30 oder 40 Jahren noch ohne Atemschutzmaske und Lungenautomat mit verpresster Luft in Flaschen von den Floriansjüngern bekämpft werden konnten, wären in heutiger Zeit gar nicht mehr händelbar.
Der Grund? Die Zunahme an Kunststoffen und diversen anderen Verbundstoffen oder Produkten an und in Gebäuden, aber auch in Fahrzeugen, oder in der Industrie. Diese Kunststoffe und Materialien, setzen bei der Verbrennung lebensgefährliche Gase oder Säuren frei.


Bild: Michael Schiller
Atemschutztrupp bespricht sich mit dem Gruppenführer, ganz links der Atemschutzüberwacher

Beispielsweise entsteht bei der Verbrennung von Polyurethan, also bei einem zahlreich verwendeten Kunststoff, Blausäure.  Blausäure kann durch Einatmen der Gase oder über die Haut in den Körper gelangen. Sie blockiert das Eisen des Hämoglobins, also der roten Blutkörperchen, und stört dadurch die Sauerstoffaufnahme bei der Atmung. Der Sauerstoff kann, obwohl vorhanden, nicht mehr verbrannt wird. Die Folge ist eine sehr schnelle innere Erstickung auf zellulärer Ebene. Daher können u.U. sogar Wohnungsbrände zu tödlichen Blausäurevergiftungen führen. Es gilt als Faustformel: Die Gesamtmenge von entstehenden giftigen Gasen setzt sich wie folgt zusammen: 1/3 Kohlendioxid/Kohlenmonoxid, 1/3 Rauchgase und 1/3 Blausäure (Gas).
Atemschutz kann aber auch außerhalb aller Brände von Bedeutung sein. Beispielsweise eine kräftige Dieselspur auf der Straße bei extem heißen Temperaturen, kann für den Feuerwehrmann Atemschutz notwendig machen.
Desweiteren bedingen Unfälle mit Gasen (Gruben- bzw. Faulgas, Erdgas, usw.) eine Ausstattung von Atemschutz für die Retter.
Der wichtigste Punkt ist jedoch immer die Menschenrettung aus verrauchten Gebäuden. In der jüngsten Vergangenheit wurden am Land verstärkt große Hallen für die Stromgewinnung durch Photovoltaik errichtet. Diese Hallen und Gebäude werden unterschiedlichst als Lager, Produktionsfläche, Werkstatt oder andersweitig genutzt. Die verwinkelten Innenräume und die großen Dimensionen sind bei einer Verrauchung durch einen Brand eine echte Herausforderung. Ohne Atemschutz nicht lösbar.

Wozu wird Atemschutz benötigt?

Atemschutz wird immer dann benötigt, wenn Atemgifte auf den Körper einwirken können. Atemgifte sind in der Luft befindliche Gase und Dämpfe oder Schwebstoffe, die durch Einatmen in den Körper gelangen können.

Welche Arten von Atemschutzgeräte gibt es ?

Bei den Feuerwehren finden sog. Pressluftatmer als schwerer Atemschutz Verwendung. Für Nachlöscharbeiten oder z.B. Benzindämpfe bei einem Verkehrsunfall, reicht ein leichter Atemschutz in Form von Aufschraub-Filtern zum Einsatz. Beim Retten von Personen in verrauchten Räumen benutzt der Angriffs- und Sicherungstrupp Brandfluchthauben.

Unser brandneues Equipment:

A) Pressluftatmer

Pressluftatmer sind Geräte, die von der Umgebungsluft unabhängig sind. Ein Pressluftatmer besteht aus einem Druckbehälter(Atemluftflasche), die übrigens nicht mit Sauerstoff, sondern komprimierter Luft gefüllt ist. Ein Druckminderer und einem Lungenautomaten, einem Manometer, einer akustischen Restdruckwarnung dem Tragesystem und der Maske. Das Gewicht eines Pressluftatmers beträgt ca. 16 Kg und die Einsatzzeit beträgt ca. 30 Minuten je nach durchzuführender Arbeit des Geräteträgers. Die Geräte sind in der Mannschaftskabine verlastetet, so das der Atemschutztrupp sich auf der Anfahrt zur Einsatzstelle direkt ausrüsten kann.

 
Bild: Das Atemschutzgerät, Einzelflasche, Traggerüst mit beweglicher Rumpfplatte und MAX-Bebänderung (MSA)
(c) Feuerwehr Kirchdorf

 

 

B) Manometer mit Single-Line


Bild: Das Manometer
(c) Feuerwehr Kirchdorf

Das Manometer des Atemschutzgerätes  ist die Lebensversicherung des PA-Trägers. Es ist direkt mit dem Hauptventil an der Flasche mittels einer sog. Single-Line verbunden.

Am rechten Ventil wird der Lungenautomat angesteckt. Links befindet sich der Anschluss für die Rettungshaube. Ferner kann daran im Notfall ein verunglückter Kamerad sein Gerät anstecken.

Der Druckminderer, mit dem Manometer verbunden, reduziert den Druck der Flasche auf einem Mitteldruck von ca. 7 bar, zusätzlich ist meistens die Steuerung der Restdruckwarnung mit integriert. Diese Restdruckwarnung gibt einen dauernden Pfeifton ab, sobald der Flaschendruck auf 55 bar gesunken ist. Dieses ist dann das absolute Rückzugsignal für den Atemschutztrupp.

 


C) Atemschutz-Druckluftflasche



Bild: Stahlflasche ist mit gereinigerter Preßluft gefüllt.
(c) Feuerwehr Kirchdorf

Diese Flasche mit einem Durchmesser von 14 cm, hat ein Volumen von 6 Litern und einen Fülldruck von 300 bar (1651 Liter Luft). Die Flaschen können aus ca. 4 mm Stahl (Gewicht gefüllt ca. 9,8 kg), oder aus CFK-Verbundstoffen (Gewicht  ca. 6,96 kg (gefüllt)) gefertigt sein.


D) Atemschutzmaske als Vollmaske und Lungenautomat für Überdruck (steckbar)



Bild: links: Atemschutzmaske mit aufgestecktem Lungenautomat, rechts: Lungenautomat für Überdruck mit MSA Stecksystem

Die Vollmaske schirmt das Gesicht von der Umgebungsluft ab und steuert die Einatem- und Ausatemluft.

Der benötigte Mitteldruck wird über eine Leitung zum Lungenautomaten geführt. Dieser Lungenautomat reduziert den Mitteldruck auf einen atembaren Niederdruck (mbar-Bereich) und gibt diesen nur ab, wenn der Geräteträger einatmet. Bei der Feuerwehr Kirchdorf haben wir sogenannte Überdruckgeräte beschafft. Diese Lungenautomaten erzeugen einen ständigen Überdruck in der Maske (ca. 3.5mbar), sodass garantiert wird, das keine verschmutzte Umgebungsluft in die Maske eindringen kann.  Der Überdruck erleichtert nicht nur das Atmen, er sorgt überdies hinaus für mehr Sicherheit.

 

E) Zubehör - Maskenbrillen-Einsatz für Atemschutzmaske und Tragetasche

        

Bild: Maskenbrille zum Einsetzen der Brille in die jeweilige Einsatzmaske
(c) Feuerwehr Kirchdorf

Bild: Maskentragetasche (formflexibel)
(c) Feuerwehr Kirchdorf































F) Totmann-Warner oder Bewegungslosmelder

 


Bild: Totmann-Warner von MSA
(c) Feuerwehr Kirchdorf
Der sogenannte "Totmann-Warner" wird durch Abziehen des roten Schlüssels aktiviert und verbleibt beim Atemschutzüberwacher.

Das Gerät ist mit einem Trägheitselement ausgestattet. Wird das Gerät etwa 40s nicht bewegt, ertönt ein leises Piepsen. Der Warnton wird in 5 Stufen immer lauter, bis die Warnung durch Drücken auf die Quittiertaste zurückgesetzt wird. Die große runde Taste wird im Notfall gedrückt, dann ertönt sofort ein lauter Warnton.

 

G) Atemschutz-Überwachungsbrett

 


 

Bild: Atemschutz-Überwachungsbrett - damit werden die Zeiten der Feuerwehrkräfte unter Atemschutz z.B. im Innenangriff oder Einsätzen aller Art, überwacht.
(c) Feuerwehr Kirchdorf



H) Was geschieht mit den Atemschutz-Gerätschaften nach dem Gebrauch?

Nach dem die Geräte im Einsatz waren, werden die Flaschen, Masken und Lungenautomaten in das Atemschutzzentrum nach Neustadt/Donau gefahren. Dort werden die Flaschen gefüllt und geprüft. Die Masken und die Lungenautomaten, werden gereinigt, desinfiziert und getrocknet. Nachdem dies geschehen ist, werden die Masken auf Dichtigkeit und Funktion geprüft und anschließend luftdicht verpackt.

Auch die Lungenautomaten werden auf Dichtigkeit und Funktion geprüft. Die Geräte an sich, müssen nur bei Brandbeaufschlagung nach einem Einsatz geprüft werden. Ansonsten erfolgt die Prüfung turnusgemäß zwei Mal im Jahr.

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